Artikel vom: 27. August 1990
Box ad Kapitulation Hüningen
Der Burgunderfeldzug
jpl. Am Ende von Napoleons Herrschaft der Hundert Tage (März-Juni 1815)
waren die Beziehungen zwischen Frankreich und der Eidgenossenschaft, die
grossen österr. Heeresgruppen den Durchmarsch erlaubt hatte, äusserst
gespannt. Die Artillerie der Festung Hüningen beschoss die Stadt Basel.
Der eidg. Kommandant, General Niklaus Franz von Bachmann, erhielt von der
Tagsatzung die Ermächtigung, notfalls die Grenze zu überschreiten.
Wie sein Stellvertreter, General Nicolas Antoine Xavier de Castella, wollte
er die der Schweiz durch Napoleon zugefügte Schmach rächen, den
Bourbonen gefällig sein und die Verhandlungen von Charles Pictet de
Rochemont begünstigen.
Nach der Abdankung Napoleons drang am 3.7.1815 eine Truppe von etwa 20'000
Schweizern, deren Flanken von zwei österr. Korps gedeckt wurden, in die
Freigrafschaft Burgund ein. Ihr Befehl lautete, Freikorps zu verfolgen und
günstige Verteidigungspositionen zu halten. Die Einheiten nahmen Jougne,
Pontarlier, die Festung Joux und Saint-Hippolyte ein. Versorgungsschwierigkeiten,
Meutereien und mangelhafte Organisation zwangen Bachmann, seine Truppen auf
schweiz. Gebiet zurückzuziehen, zumal sich auch die Tagsatzung gegen
eine Offensive in Frankreich ausgesprochen hatte. Wegen dieser Differenzen
legte er am 26.7. sein Kommando nieder. Die vom 22.6. an von Ehzg. Johann
von Österreich belagerte Festung Hüningen fiel am 26.8. und wurde
später geschleift. An der Eroberung hatten sich auch zehn schweiz. Bataillone
unter dem Befehl von Oberst Karl von Affry beteiligt. Der B. von 1815 zeigte
die mangelhafte Vorbereitung der Truppe, die Nachteile der ungleichen Bewaffnung,
die unzureichende Instruktion der Kader und die Uneinigkeit zwischen Offizieren
versch. Kantone auf.
Aus: Historisches Lexikon der Schweiz
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