Das Webjournal von


Jürg-Peter Lienhard

Journalist BR/Photoreporter


Artikel

Elsass

Region Basel

...und ausserdem
Für Sie

Dienstleistungen

Newsletter

Wird nur für Top-News versandt!

Geben Sie Ihre eMail-Adresse ein: (Beispiel: meier@email.ch)

Abonnieren

Abbestellen



Kontakt



Download von Acrobat Reader

Acrobat Reader herunterladen

Bilder ad «Schlumpf-Affäre»

Zurück zum Referenzartikel

 

Nach dem frühen Tod ihres Schweizer Ehegatten Carl Schlumpf, übernahm Jeanne Schlumpf die alleinige Erziehung ihrer beiden Söhne Hans und Fritz, über die sie zeitlebens einen grossen Einfluss ausübte. Die Erziehung geschah ganz nach einem seltsamen Weltbild in der Tradition der Mülhauser «Société Industrielle», einer protestantisch-calvinistischen Lebensauffassung: «Wer reich ist, ist gottbegnadet, wer arm ist, ist selber schuld...». Ein überlebensgrosses Porträt der strickenden Mutter, eingerahmt von Engeln und den beiden Spielzeug-Tretautos der Söhne, bildet einen merkwürdigen «Altar» am Eingang der der Mutter gewidmeten Sammlung. Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2003


Bild 4 Musée des Travailleurs

Fast zwei Jahre dauerte die illegale Besetzung der privaten Automobilsammlung der Gebrüder Schlumpf durch die entlassenen Arbeiter. Der finanzielle Zusammenbruch der ausgebeuteten Schlumpf'schen Fabriken machte eine Rettung der Arbeitsplätze in der damaligen Krisenregion Elsass illusorisch. Mit der Besetzung der Autosammlung «als Pfand für verlorene Arbeitsplätze» setzten die Arbeiter durch, dass sie nicht ein «zweites Mal bestohlen» wurden, indem die Sammlung zur Deckung der Konkursschulden auseinandergerissen und einzeln ins Ausland verkauft wurde. Die Sammlung wurde schliesslich als öffentlich-rechtliche Gesellschaft als «Musée National de l'Automobile» dem Publikum zugänglich gemacht. Während der illegalen Besetzung durch die ehemalige Arbeiterschaft hat ihr Betriebsrat aus dem «Musée Schlumpf» ein «Musée des Travailleurs» gemacht. Foto J.-P. Lienhard, Basel © 2003


Klicken, um die PDF-Datei anzusehen!

«Lockartikel» der elsässischen Tageszeitung «Journal l'Alsace» vom 13.2.1977
Dieser Artikel aus der elsässischen Tageszeitung Journal l'Alsace vom 13.2.1977 kündigte eine Sensation und einen Skandal an. Aber in Wirklichkeit war er ein «Lockartikel», um den angeblich «unbekannten» Fotografen zum Verkauf seiner Bilder an diese Zeitung zu bewegen. Aufgrund des «schweizerischen Akzentes» war der Reporter schnell identifiziert - schliesslich blieb nicht verborgen, dass ich während den zwei Jahren zuvor stets an der «Schlumpf-Affäre» recherchierte und Himmel und Hölle in Bewegung setzte, um zu den exklusiven Bildern zu kommen. Doch war ich der Konkurrenz «Les Dernières Nouvelles d'Alsace» in Strassburg verpflichtet, wodurch ich mir bis heute die Chefredaktion des «Journal l'Alsace» zum Feind gemacht habe. Das Resultat war, dass diese Redaktion später ein Büchlein über die «Schlumpf-Affäre» herausgab und mit keinem Wort meine Rolle bei der Publikation der ersten Bilder aus der Sammlung erwähnte. Zumindes gilt dies journalistisch als unkorrekt; ich würde sogar sagen: manipulativ!

PDF-Dokument Inconnu


Bild 3 jpl

Nach meinen heimlich im Innern der Privatsammlung Schlumpf aufgenommenen Fotos, traten Mitglieder des Betriebsrates der entlassenen Arbeiterschaft an mich heran, mit dem Begehren, ihnen einen Zugang zum streng bewachten Museum zu verraten - was ich denn auch tat. Doch die Arbeiter wählten schliesslich einen anderen, direkten, gefahrloseren Weg - während ich damals übers Dach durch einen Lüftungskanal einstieg. Nach meiner erfolgreichen Fotosession im Innern der Privatsammlung posierte ich stolz hinter dem Museum. Was reichlich naiv war, denn die Polizei suchte bereits den vermeintlichen «Einbrecher»... Foto: J.-P. Lienhard & Co., 2003 ©


Klicken, um die PDF-Datei anzusehen!

Zeitungsausschnitt aus der Schweizer Tageszeitung «Die Tat» vom 1.4.1977.

Nachdem ich die Informationen der ehemaligen Schlumpf-Arbeiter als wahrheitsgemäss bestätigt sah, habe ich mich stets direkt auf die Arbeiter berufen und ihre Anliegen - im Gegensatz zu den der lokalen Politik verpflichteten elsässischen Tageszeitungen - ausführlich beschrieben. Die Basler und die eidgenössische Regierung haben sehr früh aufgrund meiner Artikel die Flucht der Gebrüder Schlumpf vor der französischen Justiz streng verurteilt. Weil die Gebrüder jedoch die schweizerische Staatsbürgerschaft besassen, konnten sie nicht nach Frankreich ausgeliefert werden. Aus politischen Rankünen wurde in Frankreich jedoch darauf verzichtet, die Schweizer Behörden zur nach Schweizer Recht möglichen Aburteilung in der Schweiz zu veranlassen.

PDF Die Tat 1.4.1977


Bild 8 Fabrik

Das Bild zeigt den Stammsitz des Schlumpf'schen Textilimperiums, die Kammgarnspinnerei Malmerspach S.A. in Malmerspach. Erkennbar ist die riesige Sheddach-Landschaft, worunter in früheren Zeiten bis zu 2000 Arbeiter ihr Einkommen fanden. Im Hintergrund die mit drei Kamin bestückte Heizzentrale der Fabrik. Unter der nach dem 2. Weltkrieg auf Französisch angebrachte Beschriftung «Filature de Laine Peignée de Malmerspach S.A.» haben die Arbeiter Parolen gegen die Entlassung gemalt. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1977. Foto J.-P. Lienhard, Basel © 2003


Bild 9 Cité Hartmann

Die Arbeitersiedlung «Cité Hartmann» in Malmerspach ist nach einem der Firmengründer der Kammgarnspinnerei Malmerspach benannt worden. Zur Zeit der Stillegung der Schlumpf'schen Betriebe besassen die winzigen Wohnungen nicht einmal den mindesten hygienischen Komfort (Plumpsklo ausserhalb der Wohnung, kein Bad), geschweige denn eine Kanalisation. Foto J.-P. Lienhard, Basel © 2003


Bild 10 Pas de Travail

Um auf das Fabrikgelände gelangen zu können, mussten Besucher und Arbeiter eine Brücke über die Thur passieren, wo bei der Stillegung die Arbeiter Protesttücher mit dem Slogan: «Keine Arbeit - aber ein Museum» aufhingen. Foto J.-P. Lienhard, Basel © 2003


Bild 11 Ausstellung in Malmerspach

Nach dem Bankrott der Gebrüder Schlumpf lud die Arbeiterschaft von Malmerspach zu einem «Tag der offenen Tür» auf das Fabrikgelände. Die Anteilnahme der gesamten Talschaft, ja grosse Teile der Bevölkerung von Cernay bis Mulhouse, war so überwältigend, dass der Verkehr im St-Amarintal zeitweise fast vollständig zusammenbrach. Einer der Höhepunkt an den verschiedenen Solidaritätsdarbietungen von spontan agierenden Gruppen und Vereinen war auch meine Fotoausstellung über die Vorgeschichte der «Affäre Schlumpf» - zu einer Zeit, da ich allerdings die Aufnahmen aus dem Inneren der Schlumpf'schen Sammlung noch nicht gemacht hatte. Foto J.-P. Lienhard & Co., Basel © 2003


Bild 12 Überfall

Zwar haben mich die Arbeiter nach meinem «alpinistischen Weg» über die Dächer der Schlumpf'schen Privatsammlung in Mulhouse ausgefragt, doch schliesslich nahmen sie für die Besetzung des Museums einen direkteren Weg: Sie drangen mit einem kleinen Stosstrupp von der Hinterseite der Gebäude ein, indem sie einen Sicherheitszaun zersägten und den gerade diensthabenden Wächter durch ihre Überzahl gewaltlos ausser Gefecht setzten. Hier auf diesem Bild ist ein Arbeiter (im Vordergrund) damit beschäftigt, die Alarmanlage zu blockieren. Rechts ist der Wachmann (im karierten Mantel) zu sehen, dessen verdatterter Blick ihm noch nicht aus dem Gesicht gewichen ist. Foto J.-P. Lienhard, Basel © 2003


Bild 13 Erste Besucher

Dies ist das rührendste Bild, das ich in der ganzen Zeit der «Schlumpf-Affäre» geschossen habe. Nach der kleinen Vorhut, die das Museum von innen öffnen konnte, wurde die Frühschicht von Malmerspach und Gluck & Cie, Mulhouse, zur Besetzung der Sammlung «umgeleitet». Dadurch hätten auch grössere Polizeikräfte keine Chance gehabt, die Leute aus der Sammlung zu vertreiben. Die Frühschichten bestanden fast nur aus Frauen, die es kaum fassen konnten, was sie hier sahen: Während sie ihren blauen Brief bereits in der Tasche hatten, standen in der privaten Sammlung ihrer Patrons Millionenwerte herum, die den Arbeitern buchstäblich gestohlen wurden. Der Einmarsch der Arbeiterinnen glich einer Prozession: Schweigend, traurig und überwältigt. Foto J.-P. Lienhard, Basel © 2003


Bild 14 Siegel

Justitia mit verbundenen Augen ist das Sujet auf dem Siegel, den der Pfändungsbeamte auf die fast 500 Autos der Privatsammlung Schlumpf klebte, nachdem die Arbeiter durch die Besetzung kistenweise Dokumente an die Staatsanwaltschaft übergeben hatten: Der Betrug war aufgeflogen und durch die Sammelsucht der Betrüger selbst für Papier und Dokumente gar spielend beweisbar geworden... Foto.-P. Lienhard, Basel © 2003


Bild 15 Besetzter Museumseingang

«Sie haben unsere Arbeitsplätze gemeuchelt», steht französisch auf dem Plakat vor dem besetzten Eingang zur Schlumpf'schen Privatsammlung, die in einer von den Gebrüdern Schlumpf aufgekauften ehemaligen Textilfabrik in Mulhouse untergebracht ist. Foto J.-P. Lienhard, Basel © 2003

 

Zurück zum Referenzartikel

Nach oben
 

© Copyright Jürg-Peter Lienhard, Basel (Schweiz)
Design by Silvia Ulenberg, Straelen (Deutschland)