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Jürg-Peter Lienhard

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Bild 1 Spenle aufm Ofen
Bild 1 Spenle aufm Ofen
Der berühmte Ofensetzer (Ofenbauer) Pierre Spenlehauer aus Biederthal im Sundgau, hat sich im Sundgauer-Museum von Altkirch die typische Tracht eines Waggis angezogen: Schwarz gefärbte Sundgauer Holzschuhe aus der Holzschuhmacher-Werkstatt von Oltingen. Seine Füsse stecken darin in einer Art Filzpantoffeln und seine Füsse kleiden handgestrickte Wollsocken in der Farbe der verwendeten Wollresten in einem geringelten Muster. Seine Beine kleiden Hosen aus grobem Drillich. Als Oberbekleidung trägt er die blaue Arbeitsbluse der Sundgauer Bauern, die über der Hose getragen wird. Den Hals kleidet ein sogenannter «Vatermörder», der mit einem bunten Halstuch aus einer der Mülhauser Textilmanufakturen zusammengehalten wird. Auf dem Kopf träg er eine Zipfelmütze, hier von schwarzer Farbe, die aber auch weiss sein kann. Wichtigstes Utensil des Waggis war der «Munifiesel».
Foto J.-P. Lienhard, Basel © 2003

Bild 2 Spenle im Museum

Bild 2 Spenle im Museum
Pierre Spenlehauer steht im Sundgauer-Museum von Altkirch neben einer Vitrine mit der originalen Tracht eines Sundgauer Bauern. Die Farbe auf dem alten Stoff der Bluse ist ziemlich ausgebleicht - sonst wäre sie viel dunkler. Wenn das früher vorkam, erhielt der Waggis die ausgebleichte Bluse zur Wiederverwertung...


Bild 3 Munifiesel
Bild 3 Munifiesel
Der Munifiesel ist die Harnröhre des Stiers, der sogenannte Stierennerv. Er wird der Länge nach entzweigeschnitten, an einem Haken oben aufgehängt und mit einem weiteren Haken und einem schweren Stein unten daran beschwert, gedreht und bis er getrocknet und in die Länge gezogen worden ist, so hängen gelassen. Wenn noch ein 5-Millimeter-Draht eingewickelt worden ist, ist der Munifiesel als Waffe gefährlicher als eine Revolverkugel: Der elastische Knüppel braucht nicht viel Anstrengungen, um einem Raufgegner den Schädel entzweizuspalten.

Bild 4 Waggisbande
Bild 4 Waggisbande
Wer meint, es gäbe heute keine Waggisse mehr im Elsass, muss sich nur mal dieses Bild ansehen: Emil Aebi, genannt «Mil», Marcel Rieger und Pierre Spenlehauer (von links nach rechts) sind erdiges Sundgauer Urgestein, und wären sie nicht Haus- und Grundbesitzer, so wären sie «waschechte» Waggisse. Wenn diese «drei Musketiere des Mutterwitz» zusammentreffen, hat das grösseren Unterhaltungwert, als ein Abend mit «Wetten, dass…» vor der Glotze! Es sind begnadete Erzähler; der Ofensetzer Pierre Spenlehauer ist gar ein Poet, der nicht nur «einfahrende» Gedichte macht, sondern auch als Regisseur vieler elsässischer Theaterabende ein absoluter Renner ist. Auch stand er dem Gründer des elsässischen Freilichtmuseums «Ecomusée d‘Alsace», Marc Grodwohl, in dessen schweren Anfangszeiten und bis heute treu und überzeugt zur Seite. Marcel Rieger, der einer bischöflichen Familie entstammt, die in seinem Haus ein historisches Bischofszimmer gebaut hat, ist Metzger von Beruf. Er hat 1972 auf einer Afrika-Safari in Kenia den seiner langen Stosszähne wegen streng bewachten Elefantenbullen «Ahmed» nach dessen Tod aus Altersschwäche in der Prärie fachgerecht ausgenommen und ihn so fürs Museums in Nairobi vorbereitet. Dort ist der imposante Elefant heute noch (ausgestopft) ausgestellt. Mil Aebi spricht ein perfektes Elsässisch, das - wenn man ihm aufmerksam zuhört - immer wieder vergessen geglaubte alemannische Ausdrücke aufblitzen lässt.
Foto J.-P. Lienhard, basel © 2003

Bilder 5 und 6 Waggis-Grotesken Bilder 5 und 6 Waggis-Grotesken
Bilder 5 und 6 Waggis-Grotesken
In den frühen Basler Fasnachtszeiten wurden gerne die Trachten der Bauern aus dem Badischen und dem Elsass, die im Jahr die Märkte farbenfroh bevölkerten, ausgespielt. Allein das Waggiskostüm wurde in den fünfziger Jahren von (wenig geschichtsbewussten) Grafikern zu einer grotesk verzerrten Figur ausgestaltet und hat damit seine ursprüngliche Form weitgehend verloren.

 

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